Wie (un-)politisch ist die Universität?

Goethe Universität, Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 6 Theodor-W.-Adorno-Platz 5, Frankfurt am Main

Podiumsgespräch mit Christian Wiese (Universität Frankfurt), Mirjam Wenzel (Jüdisches Museum Frankfurt) und Sabine Andresen (Universität Frankfurt) im Rahmen der Ringvorlesung “Diversität und Diskurs / Antisemitismus. Erinnerungskultur. Demokratie. / Wie (un-)politisch ist die Universität?”

In welchem Verhältnis Wissenschaft zu den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart steht, ist in jüngerer Zeit immer wieder Anlass für öffentliche Diskussionen. Auf der einen Seite steht Wissenschaft für eine neutrale und objektive Beobachtung ihrer ‚Forschungsgegenstände‘, auf der anderen Seite kann sie sich den Normen und ethischen Implikationen, die diesen Gegenständen gesellschaftlich vorgegeben sind, nicht entziehen. Dies gilt einmal mehr unter den Bedingungen gesellschaftlicher Diversität und der mit ihrer verbundenen Perspektivenvielfalt auf die drängenden Krisenerfahrungen der Gegenwart. Die Themen Antisemitismus und Rassismus, Migration und Klimawandel, Geschlechterordnungen und die Legitimationskrise liberaler Demokratie, aber auch die weltweit zu verzeichnenden kriegerischen Konflikte stehen im Kontext einer Polarisierung und Moralisierung mediatisierter Öffentlichkeit(en), in die auch wissenschaftliche Diskurse verwickelt sind.

 

Das Empathie-Gap. Anmerkungen zum Problem des antimuslimischen Rassismus. Ein Vortrag von Anja Middelbeck-Varwick (Goethe-Universität Frankfurt).

Goethe-Universität, Campus Westend, IG-Nebengebäude 1.741a Norbert-Wolheim-Platz 1, Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland

Vortrag im Rahmen der interdisziplinären Ringvorlesung “Nachbarschaften: Religiöse, kulturelle, soziologische und politische Perspektiven”

Religiöse Traditionen wie die des Judentums, des Christentum und des Islams haben sich historisch in enger räumlicher, religiöser und kultureller Nähe zueinander entwickelt und bleiben bis in die Gegenwart in ihren pluralen und dynamischen Selbstverständnissen gleichzeitig dialogisch und konflikthaft aufeinander bezogen. Auf der Grundlage von Forschungen zur miteinander verflochtenen Geschichte der religiösen, kulturellen und politisch-sozialen Dynamiken zwischen jüdischen, christlichen und islamischen Traditionen, Kulturen und Gemeinschaften zielt die Veranstaltung auf eine interdisziplinäre, theologisch, religionswissenschaftlich und -philosophisch, historisch, ethnologisch, kulturwissenschaftlich, soziologisch und bildungstheoretisch fundierte Analyse der vielgestaltigen religiösen, kulturellen und sozialen „Nachbarschaften“ zwischen den drei Religionen, mit einem historischen und geographischen Schwerpunkt auf der Epoche seit dem späten Mittelalter in Europa, im Nahen Osten und bis hin zu lokalen und globalen Kontexten im 20./21. Jahrhundert.

Religion postkolonial? Frankfurter Sommerkurs zur Geschichte der Frühen Neuzeit 

In einer Szene, die in den Postcolonial Studies oft erwähnt wird, trifft ein christlicher Missionar außerhalb der indischen Stadt Delhi im Schatten eines Wäldchens auf die lokale Bevölkerung, die sich, zahlreich versammelt, dem Bibelstudium widmet. Überrascht spricht der Missionar einen älteren Mann an, der ihm enthusiastisch erklärt, die Dorfbewohner*innen würden die Bibel geradezu lieben – aber dennoch Vorbehalte dem Christentum gegenüber haben. Schließlich könnten Europäer*innen unmöglich Gottes Wort verkünden. (…)

Colette et Justin

Mal seh’n Kino Adlerflychtstr. 6, Hinterhaus

Filmvorführung mit Einführung
Regisseur Alain Kassanda wird seit langem von einer Frage verfolgt: Wie gut kenne ich mein Geburtsland, meine Vorfahren und die Vergangenheit wirklich? Stimmt die Vorstellung, die ich über die Demokratische Republik Kongo habe, mit der Realität überein? In Form einer filmischen Selbstbefragung eröffnet Kassanda den Blick auf die postkoloniale Kultur im heutigen Kongo und erkundet zugleich seine persönliche Identität und Vergangenheit. Archivaufnahmen und Interviews mit Familienmitgliedern wie seinen Großeltern Colette und Justin erlauben dabei einen intimen Zugang in die turbulente und schmerzhafte Geschichte eines Landes.

€9

Franz Kafka – Doppeltes Genie. Gespräch mit Literatur- und Kulturwissenschaftler Andreas Kilcher (Zürich).

Jüdisches Museum Frankfurt Bertha-Pappenheim-Platz 1, Frankfurt am Main

Es war keineswegs übertrieben, als Max Brod in Bezug auf Franz Kafka von einer „Doppelbegabung“ gesprochen hatte: Er war nicht nur ein brillanter Schriftsteller, sondern ebenso ein Zeichen-Künstler. Letzteres blieb jedoch viele Jahre größtenteils unbekannt, da Kafkas Zeichnungen in einem Züricher Banksafe unter Verschluss gehalten wurden. Erst im Jahr 2021 wurden diese von Prof. Dr. Andreas Kilcher ediert. Der in mehr als zehn Sprachen übersetzte Band hat eine wichtige Seite von Kafkas Schaffen an den Tag gebracht: seine künstlerische Affinität zum Visuellen. Davon ausgehend, ist auch Kafkas Schreiben neu zu verstehen. Inwiefern? Dem widmet sich Kilcher in seinem jüngsten Buch „Kafkas Werkstatt. Der Schriftsteller bei der Arbeit“, das Kafkas Schreiben vom Sehen wie vom Lesen her beschreibt. Auch dieser produktive Zusammenhang von Lesen und Schreiben lässt die Machart von Kafkas nicht selten rätselhaft erscheinenden Texten besser verstehen.

Lesung: Bildungshandbuch gegen Antisemitismus 

Am 22. September stellt der Verein Zeugen der Zeitzeugen am Buber-Rosenzweig-Institut eine neue Handreichung mit dem Titel Das Erbe der Zeitzeugen. Bildung für die Nachwelt vor. Der Verein, der sich der Arbeit mit Überlebenden der Shoah und deren Nachkommen widmet, hat Materialien zusammengestellt, welche insbesondere bei der Gestaltung des Geschichtsunterrichts als wichtige Stütze dienen können. Aus der langjährigen Erfahrung mit der Organisation von Schulbesuchen ist eine Ressource hervorgegangen, welche die Begegnung mit Zeitzeug*innen über die Grenzen der Zeit hinweg ermöglicht und so einen Beitrag zur Erinnerungsarbeit der Zukunft leisten kann.

Bauernkrieg polyzentrisch?

Forschungskolleg Humanwissenschaften Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v.d. Höhe

Die Tagung nimmt das Aufstandsgeschehen der Jahre um 1525 neu in den Blick, indem sie die Ereignisse die Interaktionsgruppen und individuellen Akteure mit ihrem jeweiligen Handlungsspielräumen aus der Perspektive der Dezentrierung und Entgrenzung untersucht.

Dezentrierung verstehen wir als einen methodischen Zugang, historiographiegeschichtlich überkommene Zentrierungen zu hinterfragen: regionale (Schwaben, Franken, Odenwald, Thüringen, Tirol), akteursbezogene (Untertanen, Landes-/Grundherren, Reformatoren) und ideologische Zentrierungen (Konfession und Herrschaftskritik).

Die Auflösung der alten Foki ermöglicht den Blick auf andere, weitere Zusammenhänge; sie erlaubt es, Interferenzen und Wechselwirkungen aufzuspüren, die eine möglicherweise weitaus größere und weitreichendere Komplexität und Vielgestaltigkeit zu Tage fördern, als dies mit den herkömmlichen Zugriffen möglich war.

 

Was heißt eigentlich Erinnerungskultur? Ein Vortrag von Astrid Erll (Frankfurt).

Goethe-Universität, Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 9 Theodor-W.-Adorno-Platz 5, Frankfurt am Main

In welchem Verhältnis Wissenschaft zu den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart steht, ist in jüngerer Zeit immer wieder Anlass für öffentliche Diskussionen. Auf der einen Seite steht Wissenschaft für eine neutrale und objektive Beobachtung ihrer ‚Forschungsgegenstände‘, auf der anderen Seite kann sie sich den Normen und ethischen Implikationen, die diesen Gegenständen gesellschaftlich vorgegeben sind, nicht entziehen.

Dies gilt einmal mehr unter den Bedingungen gesellschaftlicher Diversität und der mit ihrer verbundenen Perspektivenvielfalt auf die drängenden Krisenerfahrungen der Gegenwart. Die Themen Antisemitismus und Rassismus, Migration und Klimawandel, Geschlechterordnungen und die Legitimationskrise liberaler Demokratie, aber auch die weltweit zu verzeichnenden kriegerischen Konflikte stehen im Kontext einer Polarisierung und Moralisierung mediatisierter Öffentlichkeit(en), in die auch wissenschaftliche Diskurse verwickelt sind.

Free

POLY. Frankfurter Religionsgespräche: Säkularisierung

Goethe-Universität, Campus Westend, PEG-Gebäude, Raum PEG 1.G 192 Theodor-W.-Adorno-Platz 6, Frankfurt am Main

Die Frankfurter Kolleg-Forschungsgruppe „Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer“ (POLY) lädt zu fächerübergreifenden Religionsgesprächen ein: Mit führenden Expert_innen unter anderem aus Anthropologie, Soziologie und Geschichtswissenschaften tauschen wir uns im Winter 2024/25 über Grundsatzfragen in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Religion aus.

Es diskutieren:

Prof. Dr. Karl Ubl (Köln), Mittelalterliche Geschichte
Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr (Leipzig), Kultursoziologie

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