Summer School “Religion und Eskalation: Frankfurter Sommerkurs zur Geschichte der Frühen Neuzeit 2025”

Juli 28 Juli 31

Wenn – so möchte man meinen – religiöse Gemeinschaften näher miteinander zu tun haben, eskaliert es. Seien es die blutigen Kreuzzüge oder die verheerenden Kriegshandlungen während des immerhin Dreißigjährigen Kriegs, seien es die einstürzenden Türme in New York am 11. September 2001 oder der Nahost Krieg – schwer fällt es nicht, in Geschichte und Gegenwart Beispiele für mitunter grausame Eskalationen zu finden, zu denen Religion zumindest beigetragen hat. Ein genauerer Blick auf diese trügerische Selbstverständlichkeit lohnt sich allerdings, denn das Zusammenleben verschiedener Religionen und Denominationen ist mitnichten zwangsläufig spannungsvoll. Was, wollen wir 2025 während des Frankfurter Sommerkurses für die Geschichte der Frühen Neuzeit fragen, bestimmte die Logik der Eskalation? Gibt es Muster, nach denen sich Konflikte, die sich aus religiöser Koexistenz ergaben, verselbstständigten und nicht mehr einholbar waren? Und umgekehrt: Lassen sich Gründe ausmachen, warum Konflikte gerade nicht eskalierten, ja: Religion Konflikte sogar befriedete?

In den Fokus nehmen wird der Sommerkurs verschiedene historische Konstellationen der Zeit zwischen 1500 und 1800, in denen Christ:innen mit anderen Christ:innen oder Nichtchrist:innen in direkter Nachbarschaft zusammenlebten. Einnehmen möchten wir eine globale Perspektive: Die Multikonfessionalität Augsburgs oder Irlands kann ebenso eine Rolle spielen wie die südamerikanische Kolonie Suriname, in der eine zahlenstarke jüdische Diaspora lebte, oder christliche Missionen im Königreich Kongo sowie im südostindischen Tharangambadi. Ganz im Sinne des lateinischen Ursprungs von „Eskalation“ – scalae für Stufen – gehen wir dabei davon aus, dass sich religiöse Spannungen nicht plötzlich und überraschend entladen, sondern sich schrittweise steigern. Eine Eskalation beschränkt sich indes nicht auf den Ausbruch physischer Gewalt. Von Eskalation sprechen wir dann, wenn Akteur:innen einen Konflikt so verschärfen, dass die Gegner:innen unausweichlich reagieren müssen. Das heißt auch, dass Eskalation stets diskursive Interpretationen mit sich bringt: Was als Eskalation verstanden wird und was hingegen vor der Zuspitzung bereits entschärft wird, ist Ergebnis von Deutungen.

Der Sommerkurs findet vom 28. bis 31. Juli 2025 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt. Er richtet sich an Studierende und Promovierende der Goethe-Universität und anderer Universitäten, die ein einschlägiges Forschungsprojekt verfolgen oder sich schlicht für das Thema interessieren. Neben gemeinsamen Arbeitseinheiten, einem Kino- und einem Museumsbesuch ist geplant, dass einzelne Teilnehmer:innen ihre Masterarbeits- oder Promotionsprojekte vorstellen. Falls Sie daran Interesse haben, fügen Sie Ihrer Bewerbung bitte eine kurze Schilderung Ihres Forschungsvorhabens bei. Bewerbungen – mit oder ohne eigenes Forschungsvorhaben – richten Sie bitte bis 31. Mai 2025 an Michael Leemann (leemann@em.uni-frankfurt.de). Studierende der Goethe-Universität, die die Veranstaltung als Seminar belegen möchten, finden alle nötigen Informationen im Vorlesungsverzeichnis.

Ein Reader mit verpflichtender Lektüre wird den Teilnehmer:innen rechtzeitig zur Verfügung gestellt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Für Studierende und Promovierende, die ein Projekt vorstellen, übernehmen wir darüber hinaus Reise- und Übernachtungskosten; Teilnehmer:innen, die nicht aus dem Großraum Frankfurt kommen, können einen Kostenzuschuss von bis zu 150 € erhalten.

Organisiert von Birgit Emich, Xenia von Tippelskirch, and Michael Leemann.