Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Netzwerkforschung
Intergruppenbeziehungen, Freundschaft, Muslime, Deutschland
Lars Leszczensky
Ich bin Soziologe an der Goethe-Universität Frankfurt mit einem Schwerpunkt auf Netzwerkforschung. Ich interessiere mich dafür, wie und warum soziale Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Religionen entstehen bzw. warum diese Beziehungen bisweilen selten sind. Schwerpunktmäßig untersuche ich Freundschaftsnetzwerke von Jugendlichen in Deutschland. In einem aktuellen Forschungsprojekt ergründen mein Team und ich, wie sich das Zusammenspiel von Religion und Geschlecht auf Freundschaften zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Jugendlichen auswirkt. Beispiele hierfür sind Einflüsse von religions- und geschlechtsspezifischen Normen und Stereotypen, denen wir sowohl mit qualitativen als auch mit quantitativen Methoden nachgehen.
alle Forschungsschwerpunkte
- Intergruppenbeziehungen
- Freundschaft
- Muslime
- Deutschland
Zentrale Veröffentlichungen
ARTIKEL:
mit Sebastian Pink (2017). Intra- and Inter-group Friendship Choices of Christian, Muslim, and Non-religious Youth in Germany. European Sociological Review, 33: 72-83.
ARTIKEL:
mit David Kretschmer (2022). Religious Friendship Preferences of Muslim and Non-Muslim Students in German Schools: Bright Boundaries Everywhere or Contingent on the Proportion of Muslim Classmates? Social Networks, 68: 60-69.
ARTIKEL:
mit David Kretschme (2022). In-group Bias or Out-group Reluctance? The Interplay of Gender and Religion in Creating Religious Friendship Segregation among Muslim Youth. Social Forces. 100: 1307-1332.
ARTIKEL:
mit David Kretschmer und Kathrin Lämmermann (2024). How Gendered Religious Norms Contribute to the Emerging Gender Gap in Muslim Youths Interreligious Friendships. International Journal of Intercultural Relations, 98.
Fragen und Antworten
Worum geht es in Ihrer jüngsten Publikation?
In eine Reihe neuerer Arbeiten versuchen wir, ein paradox anmutendes geschlechtsspezifische Muster der sozialen Integration muslimischer Jugendlicher zu erklären. Einerseits haben muslimische Mädchen weniger interreligiöse Freundschaften als muslimische Jungen; andererseits sind nichtmuslimische Jugendliche offener für Freundschaften mit muslimischen Mädchen als für Freundschaften mit muslimischen Jungen.
Wo sehen Sie aktuelle gesellschaftliche Anknüpfungspunkte für Ihre Forschung?
Öffentliche Diskussionen über die Rolle des Islams für Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt werden oft normativ, aber empirisch wenig fundiert geführt. Angesichts wachsender religiöser Vielfalt müssen wir besser verstehen, warum religiöse Grenzen und interreligiöse Vorurteile fortbestehen und wie sie abgebaut werden können.
Warum muss man Religiosität soziologisch untersuchen?
Auch wenn die Bedeutung von Religion in Deutschland und Westeuropa in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, ist Religion für viele Menschen nach wie vor wichtig. Und zwar sowohl dafür, wie sie sich selbst sehen und wie sie mit anderen Menschen umgehen, als auch dafür, wie sie wiederum anderen Menschen gesehen und behandelt werden. Da sich Soziologie mit dem Zusammenleben von Menschen beschäftigt, kann sie die Rolle von Religion und Religiosität nicht ignorieren.