Politik im religiösen Bild?
Jerg Ratgeb, Maler und Akteur im Bauernkrieg
Interview mit der Historikerin Sigrun Müller
Der Kirchenmaler Jerg Ratgeb lebte zu einer Zeit des religiösen Wandels, der innerhalb der Bevölkerung auch politische und soziale Forderungen befeuerte. Die Historikerin Sigrun Müller ist Co-Autorin einer neuen Monografie zu Ratgeb. Im Interview blickt sie auf Ratgebs Leben, seine Zeit in Frankfurt und die Frage, inwiefern sich politische Botschaften in Ratgebs Bildern finden.
Louise Zbiranski (L.Z.): Wer war Jerg Ratgeb?
Sigrun Müller (S.M.): Jerg Ratgeb war ein Maler des 16. Jahrhunderts, der unter anderem in Frankfurt wichtige, religiöse Werke geschaffen hat. Bekannt bis heute ist Ratgeb aber vor allen Dingen für sein großes politisches Engagement. Während des sogenannten Bauernkriegs von 1525 hat er sich auf die Seite der Aufständischen gestellt und wurde dafür hingerichtet. Gerade weil sein politisches Engagement erst in den letzten vier Wochen seines Lebens fassbar wird, gibt Ratgeb der Forschung bis heute Rätsel auf. Es ist immer wieder auch die Frage danach gestellt worden, ob sich seine politische Haltung in seinen religiösen Bildern spiegelt.
L.Z.: Damit wir Ratgebs Handeln und die Kontroversen um die Deutung seines Werkes besser verstehen, müssen wir noch mehr über den Bauernkrieg und seine Verquickung mit der Religion wissen.
S.M.: Die Wurzeln des Bauernkriegs finden sich schon Ende des 15. Jahrhundert in der sogenannten Bundschuhbewegung und ab Anfang des 16. Jahrhundert bis 1514 im Aufstand des Armen Konrad, also in zwei Bewegungen, in denen die unteren sozialen Schichten gegen die Obrigkeit opponierten. In beiden Fällen ging es aber weniger um religiöse Angelegenheiten als um politische. Den Bauern und der dörflichen Bevölkerung wurden damals viele Privilegien abgenommen, da der Herzog von Württemberg den Aufbau des Territorialstaates vorantreiben wollte. So haben sich die Leute dieser Zeit dagegen gewehrt, dass sie zum Beispiel sich nicht mehr überall Holz schlagen durften, die Jagd eingeschränkt wurde, sie ihre Bürgermeister nicht mehr wählen konnten und auch die Steuern stiegen. Religion spielt hier noch keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle. Anders sieht es dann aus, nachdem die Reformation eingetreten ist.
Jerg Ratgeb wird um 1480 in Schwäbisch Gmünd geboren und macht dort eine Lehre zum Maler. 1503 erwirbt er das Bürgerrecht in Stuttgart. Es folgen Aufenthalte im Rhein-Main-Gebiet und Heilbronn. Ratgebs Hauptwerke entstehen in zu seiner Heilbronner Zeit, in Herrenberg und in Frankfurt. Seine Wandgemälde im dortigen Karmeliterkloster stellen den größten vorbarrocken Freskenzyklus nördlich der Alpen dar. 1525, als der Bauernkrieg die Stadt erreicht, ist Ratgeb erneut in Stuttgart ansässig. Er verrät den Bauern die Pläne des ihnen feindlichen Stadtrats und wird hierfür im Februar 1626 hingerichtet.
L.Z.: Was ändert sich mit der Reformation?
S.M: Insbesondere nachdem Luther 1520 seine Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ veröffentlicht hat, lässt sich eine Entwicklung bei den Aufständen beobachten. Denn in Luthers Schrift gibt es einen sehr zentralen Satz, der lautet: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem Untertan.“ Das war für viele Gruppen des Bauernkrieges auch das Motto. Mit der Formulierung dieses Gedankens, mit dem Wunsch nach einer Erneuerung der Kirche und dadurch, dass die katholische Kirche nicht mehr die alleinige Machtstellung über die Menschen und ihren Glauben innehatte, waren so viele Änderungen herbeigeführt worden, dass die Menschen dachten: „Jetzt können wir es wagen und mit Gewalt gegen die Obrigkeit aufstehen.“
L.Z.: Inwiefern führten die Aufständischen in ihren Rechtfertigungen religiöse Motive an?
S.M.: Das Handeln wurde mit dem Gedanken legitimiert, dass es nicht Gottes Wille sein kann, dass die Menschen in Ungerechtigkeit leben, dass sie in Unterdrückung leben, dass die Obrigkeit und auch die Kirchenvertreter immer reicher werden und andere in Armut leben. Die Menschen der Zeit waren der Meinung, dass Gott den Aufstand billigt, ja mehr noch, dass sie dazu aufgerufen sind, gegen das Unrecht aufzustehen. Jemand, bei dem man das gut sehen kann, ist Thomas Münzer, der sich als Kämpfer Gottes auf Erden sieht, was sich auch in seinen zahlreichen Schriften spiegelt.
L.Z.: Eindrücklich sind auch die „Memminger Erklärung“ und die „Zwölf Artikel“, die Sie in Ihrem Buch erwähnen.
S.M.: Beide Dokumente stammen aus dem Frühjahr 1525. In ihnen fassen die Bauern ihre Forderungen zusammen – sie werden der Forschung bisweilen auch als Vorläufer der Menschrechtserklärungen von 1776 und 1789 betrachtet.
Sie zeigen einerseits, wie wichtig den Bauern nun die Religion ist: Der erste Artikel fordert in beiden Fällen freie Wahl der Pfarrer. Anderseits zeigen sie, wie die Bauern Religion als Argumentationsgrundlage nutzen. Die „Zwölf Artikel“ begründen die geforderte Abschaffung Leibeigenschaft beispielweise damit, dass Jesus mit seinem Tod alle Menschen gleichermaßen erlöst habe. Beide Texte erklären zudem die Bereitschaft, alle Forderungen zurückzuziehen, die nicht mit der Bibel in Einklang stünden.
Vorreiter späterer Menschenrechtserklärungen. Die “Zwölf Artikel” der Memmingen Bauern von 1525.
L.Z.: Wie gerät nun Ratgeb in den Bauernkrieg hinein?
S.M.: Das war zu seiner Zeit in Stuttgart, wo er seit den frühen 1520-Jahren lebte. Als sich Stuttgarts Lage im Bauernkrieg zuspitzte, stand Ratgeb zunächst noch nicht deutlich auf Seiten der Aufständischen. Diese sind im Frühjahr 1525 auf die Stadt marschiert und wollten erstmal nur ihre Wünsche dem dortigen Rat vorbringen.
Der städtische Rat fragte sich nun: „Wie gehen wir mir Situation um? Unser Auftrag ist es ja, Stuttgart zu verteidigen“. Aber zugleich lag ein wirklich großes Bauernheer vor der Stadt. Also schmiedete der Rat Pläne und beorderte Truppen, zum Beispiel von Herzog Ulrich von Württemberg, die die Stuttgarter unterstützen sollten. In dieser Situation wurde Jerg Ratgeb vom Rat beauftragt, mit den Bauern zu verhandeln und zu signalisieren: „Wir kommen euch entgegen, aber ihr bleibt bitte draußen und überfallt Stuttgart nicht.“ Mit diesem Auftrag ist Ratgeb zum Lager der Bauern gegangen. Aber anstatt im Sinne des Rates zu verhandeln, hat er die Bauern darüber informiert, dass Truppen der Obrigkeit unterwegs sind, die ihr Lager angreifen sollen.
Dieses Handeln wurde Ratgeb später, nach der Niederlage der Bauern und dem Ende des Bauernkrieges, als Hochverrat ausgelegt und dafür wurde er verurteilt. Und weil Schuldspruch „Hochverrat“ war, kam er auf eine sehr brutale Art und Weise zu Tode: Er wurde im Februar 1526 gevierteilt.
L.Z.: Zur Erklärung von Ratgebs Handeln nimmt die Forschung auch immer wieder Bezug auf seine religiösen Bilder. Warum ist das so?
S.M.: Weil wir vor seiner Zeit im Bauernkrieg kaum fassbaren Daten zu ihm haben. Wir wissen lediglich, dass er um 1480 in Schwäbisch Gmünd geboren wurde, dort eine Lehre als Maler machte und vermutlich aus einer einfachen Familie stammte. Später lebte und arbeitete er in unterschiedlichen Städten, darunter Heilbronn, Frankfurt und Stuttgart. Bekannt ist zudem eine Besonderheit: Ratgeb, wiewohl selbst ein freier Bürger, war mit einer Leibeigenen verheiratet, was in der Frühen Neuzeit sehr ungewöhnlich war. Da Herzog Ulrich von Württemberg Ratgebs Frau nicht aus der Leibeigenschaft entließ, konnte Ratgeb in Heilbronn, einer seiner frühen Stationen, das Bürgerrecht nicht erwerben und musste die Stadt nach drei Jahren verlassen – die Situation seiner Frau mag eine der Ursachen für sein späteres Engagement gewesen sein, denn immerhin blieben so auch Ratgebs Kinder Leibeigene. Dennoch: Politisch in Erscheinung tritt er erst mit dem Bauernkrieg. Und weil von ihm so wenig vor dieser Zeit fassbar ist, richtet die Forschung an Ratgebs Bilder, die ja allesamt vor dem Bauerkrieg entstanden sind, auch die Frage, ob sich hier nicht doch schon etwas von seinen politischen Ansichten spiegelt.
L.Z.: Kein leichtes Unterfangen. Was spricht denn erstmal dagegen, dass sich seine Bilder als religiös-revolutionäres Zeugnis interpretieren lassen?
S.M.: Das ist natürlich problematisch, weil es oft schwierig ist, aus diesen Bildern eine Individualität herauszulesen. Sie waren Auftragswerke und hatten ihre vorgefassten Schemata. In ihnen mussten die Vorstellungen des Auftraggebers verwirklicht werden. Deswegen ist es schwierig, aus ihnen eine persönliche Haltung abzuleiten, gerade bei Jerg Ratgeb. Dennoch, ich denke, an einigen Stellen gelingt es und man sieht, dass Ratgeb gewisse Freiheiten genutzt hat.
L.Z: Können Sie Beispiele nennen?
S.M.: Ich habe zwei Beispiele herausgesucht. Das eine Beispiel ist der Herrenberger Altar, der die Passion Christi darstellt. Eine seiner vier Tafeln schildert unter anderem die Anklage Jesu vor dem Volk und man sieht, wie der Präfekt Pontius Pilatus Jesus verhört. Und in der Art und Weise, wie Ratgeb Pilatus, also den obersten Befehlshaber der römischen Besatzungsmacht, dargestellt, ist aus meiner Sicht und der meines Co-Autoren zu erkennen, dass Ratgeb ihm die physiognomischen Merkmale des katholischen Habsburgers Kaiser Maximilians verlieh, der damals dem Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen vorstand.
Eine zufällige Ähnlichkeit? Maximlian von Habsburg in einem Zeitgenössichen Gemälde und Pontius Pilatus auf Jerg Ratgebs Herrenberger Altar.*
*Im Buch wird eine andere Abbildung verwendet, die für das Interview leider nicht zur Verfügung stand.
Für den Vergleich haben wir das Bild von Ratgeb und eine zeitgenössische Zeichnung von Maximilian nebeneinandergestellt und da gibt es tatsächlich viele Ähnlichkeiten: die auffällige Nase, der Blick, die Kopfbedeckung, die vorstehende Unterlippe samt der dünnen Oberlippe und natürlich das prägnante Kinn.
Was neben dieser Gesichtsähnlichkeit auffällt, ist, dass im Hintergrund dieses Pilatus die Reichsfahne mit dem schwarzen Doppeladler zu erkennen ist, also die Fahne des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen, dessen Kaiser Maximilian war. Kurz: Man kann es so interpretieren, dass die katholischen Habsburger hier als Gegner Jesu gezeigt werden. Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass Ratgeb sich seine eigenen Freiheiten genommen hat, um solche Botschaften auch in diese wichtigen Bilder zu setzen.
Was neben dieser Gesichtsähnlichkeit auffällt, ist, dass im Hintergrund dieses Pilatus die Reichsfahne mit dem schwarzen Doppeladler zu erkennen ist, also die Fahne des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen, dessen Kaiser Maximilian war. Kurz: Man kann es so interpretieren, dass die katholischen Habsburger hier als Gegner Jesu gezeigt werden. Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass Ratgeb sich seine eigenen Freiheiten genommen hat, um solche Botschaften auch in diese wichtigen Bilder zu setzen.
“Was neben dieser Gesichtsähnlichkeit auffällt, ist, dass im Hintergrund dieses Pilatus die Reichsfahne mit dem schwarzen Doppeladler zu erkennen ist.” Eine Verdeckte Kritik an den katholischen Habsburgern? Detail aus Jerg Ratgebs Herrenberger Altar.
L.Z.: Und Ihr zweites Beispiel?
S.M.: Mein zweites Beispiel ist eine Federzeichnung von Ratgeb, die gar nicht so bekannt ist. Die Zeichnung umfasst drei biblische Szenen und stellt dar, was sich zwischen dem Kreuzestod Jesu und seiner Auferstehung ereignet hat. Spannend auf der Zeichnung ist vor allen Dingen eine Darstellung rechts unten. Sie zeigt, wie Jesus den Satan besiegt und damit den Sieg des Guten über das Böse. Der Satan ist als Löwe dargestellt. Dieser Löwe trägt als Erkennungszeichen eine dreistufige Krone – was an die päpstliche Tiara erinnert, also an die Kopfbedeckung, die der Papst trug, wenn es darum ging, seine weltliche Macht zu repräsentieren.
Auch fällt auf, dass der Teufel als Löwe personifiziert wird, was keine übliche Darstellung war. Und „Löwe“, das verweist auf „Leo“, den lateinischen Begriff von Löwe, der aber auch der Name des damaligen Papsts Leo X war. Dieser Leo X war gerade in der Zeit Papst, als Luther seine 95 Thesen publizierte – und er war ein sehr prominenter Kritiker der reformatorischen Ideen und Luthers. Daher betrachte ich diese Darstellung ebenfalls als ein ganz deutliches politisches Statement von Ratgeb und sehe sie als eine der Freiheiten, die er sich genommen hat und die sich eben auch in religiösen Werken unterbringen und in einer religiösen Symbolik artikulieren ließen.
L.Z.: An Ratgebs Zeit in Herrenberg schließt sich von 1514 bis 1518 ein Aufenthalt in Frankfurt an. Welche Rolle spielt dieser in Ratgebs Leben?
S.M.: Es gab in Herrenberg, wo Ratgeb seinen bekannten Altar schuf, eine christliche Gemeinschaft, in der der Maler lebte, möglicherweise hatte diese Gemeinschaft die Verbindungen zu den Patriziern in Frankfurt. Auf jeden Fall kam Ratgeb bereits zu seiner Zeit in Herrenberg in Kontakt mit Claus Stalburg, einem einflussreichen Frankfurter Patrizier. Von Stalburg war ein expliziter Anhänger der reformatorischen Ideen und gab bei Ratgeb Wandgemälde für das Frankfurter Karmeliterkloster in Auftrag. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ratgeb durch dieses Zusammensein mit Claus Stalburg vieles über die Reformation gelernt hat und deswegen war die Frankfurter Zeit für ihn eine wichtige Zeit.
L.Z.: In diese Zeit fallen auch die berühmten Wandgemälde Karmeliterkloster. Was zeigen sie und wie fügen sie sich zu Ratgebs Engagement?
S.M.: Auf diesen Gemälden ist in Episoden die Entwicklung des Christentums von seinen Anfängen an zu sehen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang insbesondere das Refektorium, der Speisesaal: Hier erzählt Ratgeb die Entwicklung vom Polytheismus hin zum Monotheismus, wie sie schon im Alten Testament geschildert wird. Ratgeb zeigt zwei Protagonisten dieser Entwicklung: die Propheten Elias und Elisäus, die nach dem Alten Testament von Gott beauftragt wurden, den Monotheismus zu verbreiten. In Frankfurt wird dargestellt, wie Elias und Elisäus als Einzelkämpfer gegen den noch allmächtigen Mehr-Gott-Glauben vorgehen. Man sieht, wie sie Opfer erbringen und Überzeugungsarbeit leisten, aber auch, wie ihnen Wunder begegnen.
Die Bilder betonen insbesondere, was sie als Einzelne auf sich genommen haben, um für ihre Ideen einzustehen, bis hin zur Bereitschaft, für ihre Ideen zu sterben. Ich glaube, dass Ratgeb damit auch ausgedrückt hat, wie wichtig es ist, in bestimmten Etappen der Geschichte, auch in der eigenen Geschichte und in der Religionsgeschichte, diese Übergänge wahrzunehmen und für neue Ideen einzustehen – wobei die Mittel aus heutiger Sicht natürlich fragwürdig sind. Gerade bei Elisäus gibt es Szenen, in denen er in Kauf nimmt, dass massenhaft Vertreter des alten Glaubens umgebracht werden oder dass Naturkatastrophen über sie hineinbrechen als Strafe dafür, dass sie sich nicht sofort dem Monotheismus anschließen. All das nimmt der Protagonist auf sich und stellt es auch nicht weiter infrage, sondern sieht es eher als Zeichen der Gerechtigkeit Gottes, der seine Zehn Gebote durchsetzen möchte.
L.Z.: Auch auf einer weiteren Bilderfolge im Refektorium geht es darum, wie mit Herausforderungen des eigenen Glaubens umzugehen ist.
S.M.: Genau. Dargestellt wird der Auszug der Karmeliter aus dem gelobten Land. Es geht in der Szene darum, dass der Orden der Karmeliter im gelobten Land, also in Israel, das Christentum verbreiten wollte, aber durch Feinde, durch Andersgläubige daran gehindert und sogar angegriffen wird. Deswegen müssen die Karmeliter dieses Land verlassen. Sie werden von einem christlichen König, Ludwig von Frankreich, gerettet. Er gibt ihnen die Möglichkeit, sich in Europa niederzulassen, um dort lokal neue Gemeinden zu gründen.
L.Z.: Wie Sie in Ihrem Buch schreiben, kann man die Gegenüberstellung der Karmeliter und beiden alttestamentarischen Propheten Elias und Elisäus auch als Verhandlung zweier unterschiedlicher Arten, auf religiöse Herausforderungen zu reagieren, sehen.
S.M.: Ja, ich glaube, dass solche Eckpunkte wichtig waren für Jörg Ratgeb, dass er sie aufgegriffen und herausgearbeitet hat. Wenn man rekapituliert, was Ratgeb in seinem eigenen Leben durchlebte, gibt es ja auch diese seltsamen Eckpunkte, in denen aus einer alten Situation etwas ganz Neues entsteht. Mir scheint, dass es da Bezüge gibt, die sich in seinen Malereien und in seinem persönlichen Leben spiegeln.
Dr. Sigrun Müller ist Lehrbeauftrage für Geschichte der Frühen Neuzeit und unterrichtet an der Goethe-Universität. Sie studierte Geschichte sowie allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft und wurde 2016 mit einer Arbeit zu zwei Mainzer Klarissenklöstern zwischen der katholischen Reform und Aufklärung in Frankfurt promoviert. Ihr gemeinsam mit Christian Weiß verfasstes Buch „ Der Maler Jerg Ratgeb und der Bauernkrieg“ ist 2023 im Draupadi-Verlag erschienen.
Die Fragen stellte Louise Zbiranski