Kino. Kirche. Gewalt.
Filmische Auseinandersetzungen mit Missbrauch



Neue Filmreihe zu sexueller Gewalt im religiösen Kontext



Mit dem Bostoner Missbrauchsskandal rückte vor rund 20 Jahren der erste große Fall sexueller Gewalt im Verantwortungsbereich der Kirche in den Fokus einer fast weltweiten Öffentlichkeit. Weitere Fälle folgten, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Lateinamerika. Betrafen die Enthüllungen zunächst besonders die katholische Kirche, gerieten bald weitere (christliche) Glaubensgemeinschaften in den Blick.



Wie arbeiten Filme Missbrauch in religiösen Gemeinschaften auf?
Eine Filmreihe der „Schnittstelle Religion“ geht der Frage ab 6. November 2023 nach.



Filmschaffende haben diese Enthüllungen frühzeitig und auf sehr unterschiedliche Weise aufgegriffen, kommentiert, verarbeitet und in Teilen sogar vorweggenommen: Dokumentarfilme stehen klassischen Thrillern gegenüber, komplexe Täter*innenporträts wechseln sich mit einem fast apologetischen Blick ab oder gehen der Frage nach, welche Strukturen religiös legitimierte sexuelle Gewalt fördern.

Die Reihe stellt drei zentrale Werke zum Thema vor und bettet sie durch begleitende Diskussionsrunden filmhistorisch und wissenschaftlich ein. 

Alle Filme werden in OmU gezeigt.


Termine

6. November 2023, 18:00 Uhr
La Mala Educación- Schlechte Erziehung (2004) 
von Pedro Almodóvar

Den Auftakt der Reihe macht der Almodóvar-Klassiker La Mala Educación (2004). Durch sein komplexes, internes Verwirrspiel von Fiktion und Realität, Gegenwart und Vergangenheit wirft der Film in turbulenter und bisweilen überzeichneter Weise die Frage auf, wie sich Missbrauch auf den späteren Lebensweg und die (sexuelle) Identität auswirkt: Welche Brüche, Umwege und Verdrängungen bedingt er und wie lassen sie sich filmästhetisch umsetzen? 

Diskussion mit Karsten Visarius (Interfilm), Moderation: Viera Pirker (Goethe-Universität)

Tickets gibt es hier.


20. November 2023, 20:30 Uhr
Grâce à Dieu – Gelobt sei Gott (2018) 
von François Ozon

François Ozons Grâce à Dieu (2018) orientiert sich an realen Geschehnissen in Frankreich. Aus Sicht dreier als Kinder von sexueller Gewalt betroffener Männer zeichnet der Film den schwierigen Weg zur Aufklärung nach und blickt auf die Herausforderungen, die sich hieraus für den Glauben, aber auch das Familienleben der mittlerweile Erwachsenen ergeben. 

Moderation: Joachim Valentin; Grußwort: Xenia v. Tippelskirch (alle Goethe-Universtität)

Tickets gibt es hier.


4. Dezember 2023, 18:00 Uhr
Women Talking – Die Aussprache (2022)
von Sarah Polley

Women Talking (2022) von Sarah Polley verhandelt am Beispiel einer abgeschiedenen evangelisch-freikirchlichen Gemeinschaft die Schwierigkeiten nicht nur sexueller Gewalt unterworfener Frauen: Wie lässt sich nach Jahren des Schweigens eine gemeinsame Sprache finden und welche Auswege bieten sich in ihrer spezifischen religiösen und sozialen Situation?

Diskussion mit Doris Reisinger, Moderation: Viera Pirker (Goethe-Universität)

Tickets gibt es hier.


Eintritt
10 €
Für Angehörige der Goethe-Universität steht ein begrenztes Kontingent an kostenlosen Karten zur Verfügung. Nur nach Anmeldung per Mail bis einen Tag vor Aufführung und nur nach Verfügbarkeit. Nutzen Sie hierfür bitte Ihren Goethe-Uni-Mail-Account und senden Sie Ihre Nachricht an: info.dynamiken@uni-frankfurt.de


Ort
Cinéma am Roßmarkt 
Roßmarkt 7
60311 Frankfurt am Main


Konzept und Organisation
Prof. Dr. Viera Pirker und Louise Zbiranski (beide Goethe-Universität Frankfurt) 

Veranstalter
Schnittstelle Religion
Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik

Kooperationspartner
Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales
Cinéma am Roßmarkt